Gallus Theater Programm: Daedalus Company mit Meeresgabe ('Salt, Root and Roe')

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Meeresgabe ('Salt, Root and Roe')

Uta Eckhardt, Corinna Schnabel, Birte Hebold, Iris Reinhardt Hassenzahl(c) Tarkan Gürsoy 

Daedalus Company

»Meeresgabe ('Salt, Root and Roe')«

von Tim Price, Deutsch von Michael Raab

Donnerstag, 24.1.19 20.00 Eur 22/16/12
Freitag,    25.1.19 20.00 Eur 22/16/12
Samstag,    26.1.19 20.00 Eur 22/16/12
Sonntag,    27.1.19 20.00 Eur 22/16/12
Am Freitag, den 25. Januar findet mit dem Verein 'Leben mit Demenz' nach der Vorstellung ein Publikumsgespräch statt.

Die eineiigen Zwillinge Iola und Anest leben zusammen in der walisischen Grafschaft Pembrokeshire in einem Haus am Meer. Das Alter hat besonders Iola fest im Griff, sie hat Demenz und verliert zunehmend den Kontakt zur Realität. Mal versteckt sie Geld in der Teekanne, mal geht sie aggressiv auf ihre Zwillingsschwester los, weil diese zu lange weg war. In einem lichten Moment schreibt Iola einen Abschiedsbrief an Anests Tochter Menna, die sofort kommt, um das Schlimmste zu verhindern. Bei ihrer Ankunft findet sie jedoch das Haus leer vor, eine groß angelegte Suchaktion setzt ein. Dabei trifft Menna auf ihre Jugendfreundin, die Polizistin Gerry - eine Wiederbegegnung mit ungeahnten Folgen. Und schließlich taucht das Zwillingspaar unvermittelt wieder auf.

Die Deutschsprachige Erstaufführung von »Meeresgabe« des walisischen Autors Tim Price wird in der Übersetzung von Michael Raab präsentiert, der auch die Dramaturgie dieser Produktion übernimmt und über das 2011 im Londoner Donmar Warehouse uraufgeführte Stück sagt: »Bei "Meeresgabe" fragte ich mich schon bei der ersten Lektüre verwundert, wo der Autor seine Inspiration dafür überhaupt herholte. Die Szenen der Zwillinge unter Wasser sind lyrisch in einer Weise verdichtet und elegant rhythmisiert, wie das kaum ein anderer englischsprachiger Dramatiker schreiben kann. Und die im häuslichen Bereich angesiedelten Passagen entwickeln eine ganz eigene atmosphärische Sogkraft, die der Regie weitaus größere szenische Möglichkeiten bietet, als ich es sonst von angloamerikanischen Texten gewöhnt bin.«

Es erscheint bemerkenswert, dass ein junger männlicher Dramatiker wie Tim Price sich dem Thema Demenz aus einer weiblichen Perspektive nähert. Demenz gerät mit der voranschreitenden Überalterung unserer Gesellschaft immer stärker in den Fokus. In fast jeder Familie gibt es davon Betroffene, der Umgang mit den Erkrankten stellt sich als Aufgabe für alle Altersgruppen.

Die Presse schrieb zu Premiere: »Das Meer hat den Menschen nur ausgeliehen - Im Gallus Theater wurde "Meeresgabe" von Tim Price erstmals in Deutschland aufgeführt. Der walisische Autor ist überwiegend für politische Werke bekannt. Das Publikum muss umziehen. Regisseurin Regina Busch und Bühnenbildnerin Hannah von Eiff von der Daedalus Company nutzen den Unterbau der Tribühne, die im Gallus Theater sonst den Zuschauern vorbehalten ist. Auf den neu entdeckten Stufen des darstellerischen Lebens entfaltet sich ein ruhiges, mythologisch angehauchtes Spiel über die Tragik einer Demenzerkrankung. Irgendwann sitzen Mutter und Tochter am Strand. Zur zarten Klaviermusik von Theodor Köhler versucht Menna auf Anest einzuwirken, während Iola Steine sammelt und sie vor den beiden aneinanderreiht. Das sind Bilder, die wirken, und gemeinsam mit dem Singsang der walisischen Sprache, in der zwischenzeitlich auch geredet wird, eine träumerische Atmosphäre schaffen. Die bittere Realität können sie nicht verdrängen. Sensibel wird mit der Krankheit umgegangen, Iola nicht entmündigt, sondern von allen ernst genommen. Liebe, Respekt und wachsendes Verständnis prägen das Miteinander.« (FNP, Katja Sturm, 2.10.2018) »Spur der Steine - Daedalus Company spielt "Meeresgabe" im Gallus Theater. Die Inszenierung der Daedalus Company setzt auf optische Reize und einnehmende Signale, auf eine Stehlenlandschaft mit dem zentral angelegten horizontalen Abgrund.« (FAZ, Jürgen Richter, 11.10.18)

»Auf Leben und Tod - Für Menschen mit Demenz-Symptomen vollzieht sich der Verlust der Welt keineswegs unbewusst. Entsprechend häufig reift dabei der Gedanke, diesem schmerzlichen Prozess mit dem Suizid zu begegnen. Beide Themen, Demenz und Freitod, greift der walisische Autor Tim Price in seinem Stück 'Meeresgabe‘ auf und verknüpft es mit Mythen seiner Heimat. Das Meer habe ihn nur an das Land ausgeliehen, hat ihr Vater die symbiotisch verbundenen Zwillinge Anest und Iola von Kind an stets wissen lassen, sie selbst seien in einer Fischreuse gefunden worden. Bis er eines Tages spurlos verschwand. Alt geworden, entschließen sich die zwei, ihm zu folgen, weil die unter Demenz leidende Iola nicht mehr leben will und Anest ohne sie nicht leben kann. Hier setzt ein intensives, aber auch vielschichtiges Ringen um die Selbstbestimmung ein, das wir gleichsam hinter einem lyrischen Schleier walisischer Meeresmärchen und berührender, manchmal aber auch witziger Erinnerungen bis zurück in die frühe Kindheit erspüren. Corinna Schnabel (Anest) und Uta Eckhardt (Iola) setzen die unbezwingbare Nähe ihrer Figuren eindrucksvoll und glaubwürdig in Szene, besonders Eckhardts mentale An- und Abwesenheiten bestechen.« (Strandgut, Januar 2019, Winnie Geipert )

» Es handelt sich bei 'Meeresgabe' um eine lyrische und bildgewaltige Geschichte über Alter, Liebe und das Leben an sich. Tränen rührend, ohne in Kitsch abzudriften, entführt das Stück in eine Parallelwelt der walisischen Mystik des Meeres. Iolas und Anests besondere Geschwisterbeziehung gibt uns darüber hinaus wertvolle Einblicke in das Leben mit Demenz.« (FRIZZ, Bühne, Januar 2019, Sabine Kretzschmar)

Iola Hughes: Uta Eckhardt
Anest Owen: Corinna Schnabel
Menna Hopkins: Birte Hebold
Gerry Rowlands: Iris Reinhardt Hassenzahl
Regie: Regina Busch
Raum: Hannah von Eiff
Kostüme: Johanne Schröder
Musik: Theodor Köhler
Licht: Jan Hartmann, Thomas Wortmann
Sound: Frank Marheineke
Fotos: Tarkan Sener Gürsoy
Künstlerische Mitarbeit: Mascha Pitz
Dramaturgie, Ãœbersetzung: Michael Raab
PR: Dörthe Krohn
Webseite: Horst Wiese

Iris Reinhardt Hassenzahl, Birte Hebold, Corinna Schnabel, Uta Eckhardt (vorne)(c) Tarkan Gürsoy Iris Reinhardt Hassenzahl, Uta Eckhardt, Birte Hebold, Corinna Schnabel(c) Tarkan Gürsoy