Anke Sevenich

»Tödliche Butterstullen«

Ein kriminalistisches Doku-Dramolett

Sonntag, 26.9.10 19.00 Eur 15/11

Gift gehörte schon von Alters her zu den besonders beliebten Mordmethoden vor allem von weiblicher Hand. Dass sie 15 Menschen mit Rattengift das Leben nahm, gab die Serientäterin Gesche Gottfried 1831 bei ihren Verhören in Bremen zu. Bis heute streiten sich Kriminalisten über das Tatmotiv der schönen Mehrfachwitwe, die teils gezielt, teils wahllos Salat, Fleisch und Fettstullen mit sogenannter 'Mäusebutter' bestrich.

Auch wo Anke Sevenich sonst erscheint, lauert meist der Tod. Als vielseitige Charakterdarstellerin wird sie für die unterschiedlichsten Rollen besetzt, für Fernseh-Krimis wird sie aber besonders gerne aufgrund der Gabe ihres ausgeklügelten Verwirrspiels genommen, bei dem man nie weiß, ob sie eben Unschuldslamm oder gerissenes Biest ist. Der Spitzname Tatortkönigin kommt also nicht von ungefähr. In »Tödliche Butterstullen« erkundet Sevenich als detektivischer Tourist die Tiefen eines weiblichen Killers, deren Profil wie eine historische Blaupause einer der Paraderollen der Schauspielerin scheint. Kindern, Nachbarn, Dienstboten, sogar ihren eigenen Ehegatten, verpasste der »Engel von Bremen«, wie man die anhaltend mildtätige Bürgersdame nannte, tödliche Giftportionen. Drei Jahre behielt man die faszinierende Mehrfachtäterin in Untersuchungshaft, wo sie von Experten untersucht und befragt wurde. Ihre Enthauptung auf dem Domplatz war die letzte Hinrichtung in der Hansestadt. Schriftsteller der Zeit wie Chamisso, Dramatiker wie Fassbinder und immer wieder Filmemacher griffen das Schicksal der Gottfried auf.

»Tödliche Butterstullen« kollagiert zeitgenössische Originalquellen der Causa Gottfried mit der popularwissenschaftlichen Fallsammlung »Neuer Pitavall« mit modernen Methoden der Forensik und kriminalpsychologischen Erklärungsmodellen zum Thema Serienmord. Als multimediale Doku-Performance wird dieser fesselnde Geschichtsstoff zum makaberen Spielplatz über Sinn, Zweck und Möglichkeiten des Umgangs mit Verbrechen und denen, die sie begehen.

Der frech-provokante Text zum Thema weiblicher Serienmörderinnen von Autorin/ Regisseurin Kathrin Schwedler stieß mit seiner Mischung aus Kabarett und Wissensshow auf ein begeistertes Publikum. Mit Musik, Fotoeinspielungen und etlichen Requisiten demonstriert Anke Sevenich augenzwinkernd die »Causa Gesche Gottfried«. Die teils makabren historischen Dokumentationen zu dieser »Heronie des Giftmordes« kombinierte Autorin Schwedler mit aktuellem Fachwissen zur Thematik.

»Die Wandelbare« (Mikado/HR 2009) » Anke Sevenich gehört zu den besten Schauspielerinnen des deutschen Fernsehens« (Express-Portait). Die zierliche Brünette wirkte allein rund fünfzehn Mal in diversen Krimis mit. Die ARD verlieh ihr daher den Spitznamen »Tatortkönigin«. Bekannt wurde die Frankfurterin und Fast-Medizinerin Anfang der Neunziger durch die Rolle des »Schnüsschens« im Film-Epos »Die zweite Heimat« von Edgar Reitz. Im Fach der Charakterdarstellerin stark nachgefragt, ist die Filmographie von Sevenich extrem vielfältig. Gerne wird sie auch für Familienserien wie »Klinikum Berlin« oder »Kanzlei Bürger« eingesetzt, wo sie neben ihren dramatischen Fähigkeiten menschliche Wärme und Humor zeigen kann. Ihre darstellerische Laufbahn begann nach einem Schauspielstudium mit Engagements am Staatstheater Hannover (Ensemble) und Gastrollen wie am Maxim-Gorki-Theater (Berlin). Bei uns hat sie vor einem Jahr ihre szenische Lesung von Beckett`s »Glückliche Tage« gezeigt.

Mit: Anke Sevenich
Konzept, Script, Bühne u. Regie: Kathrin Schwedler