La Strada 2012
Ensemble 9. November (E9N)
»La Strada 2012«
nach Federico Fellini
Freitag, 27.4.12 - 20:00 Eur 15/11
Samstag, 28.4.12 - 20:00 Eur 15/11
Das Lied der Straße ist eine musik-theatralische Dramatisierung nach Motiven aus dem Film »La Strada« nach Fellini. Die Straße, die Landschaft, das Meer, der Abfall, der Hunger. Ein Mädchen wird verkauft, zur Linderung der Hungersnot. Das E9N führt die Geschichte ins Heutige, verschärft den Blick ins Aktuelle des sozialen Nomadentums. 'Nomadismus', dieser provozierende Kern innerer Isolation. Das E9N bringt diese Thematik in einer interdisziplinären, hoch poetischen, dennoch schonungslosen Kunstform. Fellinis Figuren sind moderne Klassiker unserer Zeit, aktueller denn je. »Es gibt mehr Zampanos in dieser Welt als Fahrraddiebe«. Engel, Hochzeiten, kasteiende Prozessionen, das Zirkusleben, die Liebe und der Tod, sind sie doch die ewig wichtigen und immer wieder kreisenden Vorbilder in der Literatur. Mit den Waffen, des Humors, mit Wehmut und Abenteuer vertreten die einzelnen Figuren ihre Zerrissenheit , ihre Freiheit, ihre Naivität, so dass sie eine betörende Verbindung mit dem Publikum eingehen. Durch die Gleichwertigkeit aller Künste, die das E9N Theater einsetzt, soll in »La Strada 2012« daran erinnert werden, dass 'die Strasse' überall zu finden ist, häufig sogar in uns selbst. In einer Sprache voller Bilder, Töne, Klänge, Choreographien, kreiert Helen Körte eine Partitur der Sinne, für alle, die sehen und hören wollen. Die Pianistin Elvira Plenar (Jazz-Preisträgerin des Landes Hessen), Komponistin und musizierende Teilnehmerin am Projekt, spielt - auch mit den 'Innereien' des Flügels - eigens für das Projekt entwickelte Musik, die sich in der Nähe zu Jazz-Klezmer, Klassik und Neuer Musik bewegt. Unterstützt wird sie von Ina Kleine-Wiskott (Violine) und Jens Hunstein, der eine Vielzahl von Instrumenten wie Saxophon, Flöte, Tuba, Klarinette, Akkordeon und weitere bedient. Multitalentierte Schauspieler/innen, ein Breakdancer, eine Sängerin, beleben das Projekt mit Spiel, Tanz, Gesang und Akrobatik. Choreographische Bildkonstruktionen verbinden das Spiel mit einer dynamischen Bühne, sowie einem filmischen Medieneinsatz.
»Helen Körte schuf eine bezaubernde Bühnenfassung zu Fellinis Filmklassiker "La strada". Premiere war im Gallus-Theater Frankfurt.Jeder weiß vom "großen Zampano". Wem der Sinn für Filmkunst nicht ganz abgeht, dem fallen zu "La strada" spontan auch das clownesk-tragische Lächeln Giulietta Masinas als Gelsomina und die männliche Präsenz, die brüchige Grobheit und der gequälte Blick Anthony Quinns als Schausteller Zampano ein. Mit seiner Kraftnummer schlagen sich beide durchs Leben, nachdem er Gelsomina der hungernden Familie abgekauft hat. Das Bühnenteam Helen Körte (Regie, Dramaturgie) und Wilfried Fiebig (Bühne, Kostüme, Objekte) hat es häufiger mit Klassikern und der Avantgarde aus Literatur und Bühne zu tun, und doch ist dies weltberühmte Werk von 1954 eine perfekte Vorlage für ihr "Ensemble 9. November". Letzteres zeichnet sich wie stets durch eine hochintelligente, leichtfüßig-dichte musikalische Ko-Schöpfung aus. Fiebigs Findungen (ein großes breites Rad mit Segmenten ersetzt den Wagen, Gestelle mit viel Plexiglas die Hochzeitstafel, der Carabiniere ist kubistisch auf Formen und Farben dekonstruiert) verbinden sich perfekt mit Körtes traumartig-nichtlinearer Imagination.Mit Raija Siikavirta hat Körte die ideale Besetzung in roter Strumpfhose, kurzem Flickentaschenrock und gestreiftem T-Shirt gefunden. Da italienische Stoffe auf deutschen Bühnen oft schon sprachlich bedingt verunglücken, sei betont, wie zwanglos Siikavirta und ihr sehr guter Zampano Claudio Vilardo (schwarzes Leder, Nieten, protzige Basketballstiefel) dies mittels italienischer Sprachbrocken in perfekter Aussprache und ihres greifbaren Bezugs auf eine Internationale der Theater-Vaganten umgehen. Schön auch Hanna Linde als Akrobatikclown Matto und Hure, die Sängerin Dzuna Kalnina als Fee und Zirkusdirektor und Damaso Mendez als Pantomime. Da non perdere - Nicht verpassen! (Marcus Hladek, Frankfurter Neue Presse 03.03.2011)
»..Die Frankfurter Regisseurin Helen Körte hat Fellinis Filmstoff in einem Theaterstück wieder- und Gelsomina von den Toten auferweckt. Ihre wunderbare Hauptdarstellerin Raija Siikavarta erscheint wie eine Reinkarnation Masinas: ein zerzauster, drolliger Clown, ein altersloses Kind, halb lockende Frau, halb folgsames Tier..Musik, Gesang, Akrobatik, Spiel, Dialog und Monolog und sogar Film machen aus »La Strada« ein Gesamtkunstwerk, wie man es von Körte kennt. In dieser Inszenierung kommen die verschiedenen Kunstformen so glücklich zusammen wie lange nicht mehr bei den Produktionen des Ensembles 9. November, das aus Körte und Wilfried Fiebig besteht, der bei den originellen Kostümen und dem extravaganten Bühnenbild mithalf..Dann wieder wendet sich das Stück ins Übermütige, auf der Leinwand hinter der Bühne wackeln animierte Schafe durchs Bild. Die Inszenierung wartet mit immer neuen Überraschungen auf und ist so geschickt getaktet, dass man sich nie an einem Bild sattsieht.Fellini und Masina blicken von ihrer Wolke gewiss mit großem Vergnügen auf dieses Stück hinunter.« (FAZ, Hans Riebsamen)
Darsteller: Raija Siikavirta, Hanna Linde, Claudio Vilardo, Dzuna Kalnina (Gesang), Damaso Mendez (Tanz, Choreographie)
Musiker: Jens Hunstein (Sax., Klarinette, Tuba, Flöte, Akkordeon usw.), Ina Kleine-Wiskott (Violine), Elvira Plenar (Piano)
Regie / Dramaturgie: Helen Körte
Musik / Komposition: Elvira Plenar
Bühne / Objekte: Wilfried Fiebig
Projektion: Jörg Langhorst
Kostüme: Pauline Plenar, Wilfried Fiebig
Licht: Johannes Schmidt
Darsteller / Film: Raija Siikavirta, Wilfried Fiebig, Claudio Vilardo, Ruth Klapperich
Kinder / Film: Anna Katharina Bach, Hanne Brugger, Annemieke Plößer, Brenda Puttini
Kamera / Schnitt: Jörg Langhorst
Musik / Film: Elvira Plenar
Drehbuch und Regie / Film: Helen Körte
Fotos / Bühne: Sabine Lippert